Kontexte

Musizieren

Ob ein Ton nun gestrichen, geschlagen oder gesungen wurde, ob meisterhaft gestaltet oder anfängerhaft getrötet; ob er fortissimo durch Räume stolziert oder pizziccato Zuhörende stichelt — stets ist in seiner Entstehung faszinierendes geschehen: Die Musizierenden haben eine innere Vorstellung durch den Körper in ein Instrument nach außen geleitet.

Wundersame Voraussetzung dafür, dass wir überhaupt musizieren können, ist die Formbarkeit unseres Gehirns und Nervensystems. Deren Einzigartigkeit gestattet uns das Erlernen und Kombinieren feinster motorischer Details genauso wie ein Reflektieren über unser Spiel und wie wir es verändern möchten. Gleichzeitig bergen einander ähnelnde, asymmetrische Bewegungen ein großes Wagnis: Ein Festhalten innerhalb ähnlicher Reize, ein Zuviel an Aufwand, das es uns erschwert, unsere Impulse klar und widerstandslos ins Instrument zu leiten. Gelingt es uns, nur so viel Energie aufzuwenden wie nötig, dann muss unsere Technik keine muskulären Dissonanzen in unserem Körper ausgleichen; ausbalanciert und zu spontaner Spannung fähig, dient der Körper dann einzig dem, was wir tun wollen. In diesem Gleichklang unserer geistigen, emotionalen und körperlichen Bewegungen wird unsere Aufmerksamkeit befreit für unser Spiel. Die Ankunft im Körper gestattet ein Fügen in den Moment der Musik. Wir lernen neue Wege, Töne in Farbe, Form und Konsistenz zu gestalten, und in ihrem Klang eine Artikulation unserer Selbst zu transportieren.